Radtour 2019 DeuLuxFra – 15. Tag

Am Morgen beschloss ich, mit dem Rad noch höchstens bis Ulm zu fahren. Sollten sich aber Probleme ergeben, würde ich auch schon früher in den parallel zum Radweg fahrenden Zug steigen. Das war nach einem Verfahrer der Fall, der in meinen Augen auf ein unglücklich angebrachtes Schild zurückzuführen war. So kam ich bereits diesen Abend in Innsbruck an.

Mo, 5.8.2019 (52 km und 150 Hm, gesamt 912 km und 3560 Hm)

Fahrrad Sigmaringen – Riedlingen, Innsbruck – Rum

Zug Riedlingen – Ulm, Ulm – Augsburg, Augsburg – Weilheim, Weilheim – Innsbruck

Mittagessen: Jause aus Geschäft

Abendessen: daheim

Besichtigung: nichts

Höchsttemperatur: 28°

 

Am Morgen gleich nach dem Frühstück setzte ich mich wieder auf das Rad. Am Vortag war einiges schiefgelaufen, das aber durch die wirklich grandiose Landschaft am Nachmittag wettgemacht wurde. Dennoch war meine Freude am Radeln gedämpft. Wollte ich ursprünglich noch bis Augsburg strampeln, hatte ich meinen Umstieg auf die Öffis für die Heimfahrt bereits nach Ulm verlegt. Das würde für diesen Tag eine Strecke von etwas über 100 Kilometer bedeuten, was sicher machbar wäre. Dann müsste ich aber übernachten, da ich am Abend nicht mehr nach Innsbruck kommen würde.

So beschloss ich bis Ulm zu radeln, wenn der Tag problemlos verlaufen würde. Sollte ich mich aber verfahren oder mir die Landschaft nicht mehr besonders zusagen, würde ich in den Zug steigen und gleich nach Hause fahren.

Am Anfang gings es großteils zwischen Donau und Waldrand oder im Wald dahin, in Scheer gab es wieder eine enge Flussschleife. Doch dann kam Mengen. Dort waren an einer Kreuzung beim Schwimmbad wieder einmal alle Richtungen angeschrieben, geradeaus nach Riedlingen, dem nächsten größeren Ort. Bei der nächsten größeren Kreuzung mit einer Hauptstraße konnte ich keine Beschilderung sehen, aber nach rechts ging ein Radweg weg. Zur Sicherheit noch einmal zurück zu den letzten Schildern – die Richtung passt.

Also dem Radweg nach, gleich darauf sah ich bei einem Kreisverkehr einen Pfeil, also muss ich richtig sein. Im nächsten Ort wieder ein Schild mit Pfeil. Komisch kam mir aber vor, dass ich entgegen der Wetterprognose Gegen- und nicht Rückenwind hatte. Nun begann es auch noch zu regnen, aber ich kam eben im nächsten Ort zu einem überdachten Wartehäuschen am Dorfplatz.

Dort wollte ich das Ende des Regens abwarten und nutzte die Zeit, zur Sicherheit wieder einmal meine Offline-Karte zu konsultieren. Da kam ich erst drauf, dass ich die letzten fünf Kilometer oder so gegenüber meiner Fahrtrichtung schräg nach hinten gefahren war. Deshalb also kam der Wind aus der vermeintlich falschen Richtung. Nach ein paar Minuten war der Regenschauer wieder zu Ende und ich fuhr wieder zurück nach Mengen zu den Schildern beim Schwimmbad. Wieder vor bis zur Hauptstraße – keine Schilder. Noch ein allerletztes Mal zum Schwimmbad und mit höchster Konzentration noch einmal in der Fahrtrichtung. Da! Unter einem Halten-und-Parken-verboten-Schild nur 50 Meter nach dem Schwimmbad-Schilderbaum war ein Pfeil nach links angebracht. Den hatte ich vermutlich im Vorbeifahren als Zusatzschild angesehen und gar nicht richtig wahrgenommen.

Jetzt reichte es mir, ich hatte genug von der heurigen Radtour. Einen Kilometer weiter war der Bahnhof des Ortes, dort würde ich den nächsten Zug nehmen. Leider war dieser knapp davor abgefahren, der nächste ging erst in einer knappen Stunde. Das würde ich leicht in der Zeit schaffen, und vielleicht gibt es dort einen größeren Bahnhof. Also fleißig in die Pedale getreten, großteils auf asphaltierten Feldwegen durch die Maisfelder. Ein weißes Haus auf einem Hügel musste zum Freilichtmuseum Heuneburg gehören, wo der Archäologie studierende Sohn eines Freundes im Vorjahr bei einer Ausgrabung mitgeholfen hatte. Es handelt sich um einen frühkeltischen Fürstensitz aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert. Nach der ursprünglichen Planung wollte ich dort hinauf, aber das war nun gestrichen.

Knapp vor Riedlingen ging es zu einem Damm hinauf, dem der Radweg weiter folgte. Bei einer Donaubrücke zum Ort hatte ich einen schönen Blick auf das mittelalterliche Städtchen, wählte aber die Gegenrichtung, die zum Bahnhof führt. Dieser war weder für Radfahrer noch für Autofahrer eine Beschilderung wert, was nicht gerade auf das erhoffte Reisezentrum schließen ließ. Zumindest einen Automaten gab es, bei dem ich ein Ticket nach Ulm kaufte, wo ich doch hoffentlich meine österreichische Ermäßigungskarte geltend machen könne und eine internationale Fahrradkarte erhalten würde.

Nach einiger Zeit kam der Dieseltriebwagen, der neben einer Tür ein großes Fahrradsymbol geklebt hatte. Nur führten dort hinauf vier steile Stufen durch eine enge Tür. Da der Zug in einer Minute fahren würde, hievte ich mein 30-Kilo-Fahrrad mit Gepäck dort hinauf, wo es zumindest einen Platz für das Rad gab. Das scheint deutsche Barrierefreiheit zu sein.

In Ulm wurde ich zuerst von der Schalterdame im Reisezentrum getadelt, weil ich mein Fahrrad samt Gepäck verbotenerweise hineingebracht hatte. Danach legte sie sich aber ins Zeug und stellte mir eine Kombination aus Bayernticket und ermäßigter Karte für den österreichischen Teil der Strecke zusammen, die preislich deutlich unter dem normalen Fahrschein lag. Sie war gut in ihrem Job – schade, dass die Schalter fast überall zugesperrt werden.

Im Zug Richtung München sah ich, dass ich zwei Optionen hatte: Entweder nach München Pasing und dort mit eher kurzer Übergangszeit in den Zug über Garmisch nach Innsbruck umsteigen, oder in Augsburg in einen Zug nach Weilheim umsteigen und dort nach einer fast einstündigen Pause mit demselben Zug wie von München nach Innsbruck. In Erinnerung an eine sehr gute Gelateria wählte ich die zweite Variante.

In Weilheim radelte ich in die Innenstadt und schleckte ein immer noch sehr gutes Eis. Gleich daneben sah ich einen Laden mit vielen Karten, was mich daran erinnerte, dass ich noch nicht wie üblich eine Karte an die Bürokollegen geschrieben hatte. Also eine Karte mit einem von Wildem Wein überwucherten Fahrrad mit Briefmarke gekauft, schnell auf den Knien geschrieben und bei der Post gegenüber vom Bahnhof eingeworfen.

Am frühen Abend erreichte ich Innsbruck und radelte noch die letzten fünf Kilometer nach Hause. Gegenüber der sehr turbulenten Hinfahrt nach Worms war die Rückfahrt ohne jegliche Verspätung ausnehmend stressfrei verlaufen. Naja, zumindest abgesehen von den Stufen zum Fahrradabteil in Riedlingen.

Aufgelassene Eisenbahnbrücke

Freilichtmuseum Heuneburg auf dem Hügel

Riedlingen von der Donaubrücke aus

… und ein Blick mit einem modernen Akzent

 

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